Sonntag, 24. Juli 2016

Ausflug in ein Katzenparadies

                      Ausflug in ein Katzenparadies 




Über die Privathaltung im Ausland, besonders in Tschechien, gibt es viele Meinungen und Vorstellungen. Wer aber einmal im Haus meiner - mittlerweile Freundin - gewesen ist, wird seine Vorstellungen von Raubkatzenhaltung umkrempeln müssen !
Hier können Sie alles vergessen, was sie bis jetzt gedacht oder gemeint haben zu wissen. Sogar mich hat es hier immer wieder zum Staunen gebracht ! Das ganze Haus und die Gehege sind auf die Bedürfnisse der Tiere abgestimmt. Mit liebevollen Details wird einfach an alles gedacht. Hier leben die Tiere in Einklang mit den Menschen und miteinander .

Vergessen Sie kahle Tierkäfige, diese Haltung würde jeden Designpreis gewinnen. ​

Trotz der riesigen 3 Terrassen auf 3 Etagen, die miteinander verbunden sind und damit über 200 m² Außengehege bieten, halten sich die Katzen meistens innen auf und suchen immer wieder die Gesellschaft ihrer Menschen. Sie können sich aber jeder Zeit zurückziehen oder sich aus dem Weg gehen. Das ist sehr wichtig, denn zur Zeit leben hier zwei Bengalen, ein F1 Savannah-Kater, ein 18 jähriger Perser, ein Britisch Kurzhaar, ein Siam - und ein Oriental (schwarze Variante) Kater, ein Serval, ein Karakal und eine Leonberger Hündin.  Als Pflegekind übernachtet hier auch die kleine Löwin Lefinka aus dem Zoo Terrarium Prag. Das ist aber eine andere Geschichte. :-))



Im Parterre ist ein gefliestes "Schlafzimmer" mit Körbchen und Katzenbäumen und zwei  kleinen Springbrunnen mit fliesendem Wasser. Ein Innengehege, sozusagen. Hier  verbringen oft die Hauskatzen die Nacht. 



Die untere Terrasse und der Garten sind umzäunt (auch von oben) und bieten ein etwa 150m²  großes Außengehege, das mit dem Innengehege und den oberen Terrassen mit Gängen  und Tunneln verbunden ist. Eigentlich  benötigen nur der Serval, Karakal und der Savannah Kater zwingend  ein Außengehege. Die Mindestanforderungen in Tschechien für ein Tier oder ein Paar dieser Größe sind nur 15 m² in der Fläche und 2,5 m in der Höhe ( in Deutschland seit 2014 - 50 m² )! 

 Dieses Gehege ist also  nicht nur fast 10x so groß sondern auch viel höher, was weiteren Platz für
Kletterwege und Ruheplätze bietet. Zur Ausstattung gehören verschiedene Klettergerüste, Ruheplätze und beheizbare " Häuschen "-  ja hier ist das Wort "Hütten" fehl am Platz. Manche haben kleinere " Türchen", dorthin können sich die kleineren Katzen zurückziehen und den Großen aus dem Weg gehen. Am Boden sind ausgehöhlte Baumstämme, Wurzeln zum Kauen, Steine, Spielsachen  und auch hier sind kleine Springbrunnen mit fließendem Wasser.  Sogar eine Gartenschaukel  steht da. Abwechslung pur!

Beheizbares Häuschen


einer von vielen Springbrunnen






Die Tür vom unteren Gehege zum Haus ist auch immer offen und die " Katzen " können sich im ganzen Haus frei bewegen - und das tun sie auch. Eine der Lieblingsplätze  ist das Ehebett im Schlafzimmer :-)) oder  Fensterbänke, die dafür extra mit Kissen ausgestattet sind. 











Die Terrassentür im " Wohn - Küche-Esszimmer" im ersten Stock  steht auch offen. Es ist zwar eine "normale Terrasse " mit Gartenstühlen,(die auch gern von den Katzen in Beschlag genommen werden) , aber auch dieser riesige Balkon ist mit Netzen sicher gemacht und bietet ein "Katzenregal " mit mehreren Körbchen, Pflanzen und natürlich weiteren Springbrunnen.






Im Wohnzimmer halten sich die Katzen am liebsten auf, in der Nähe der Familie, oder schauen neugierig, wer gerade zu Besuch gekommen ist. 
 So war es auch bei meinem Besuch, alle Katzen sind nach und nach aufgetaucht und sind dann wieder gegangen.




Wenn im Winter der Kamin angezündet wird, kommen angeblich alle Katzen auf einmal. Das würde ich nur zu gern sehen. 


Im zweiten Stock ist im Zimmer der jüngsten Tochter das "Kätzchen Zimmer " - extra für Jungtiere eingerichtet. Hier können sie ungestört von den Großen die Nacht verbringen. Es  ist sehr groß und hat  einen " Wintergarten " mit Spielsachen und Ruheplätzen, der mit der darunter liegenden Terrasse mit einem Tunnel verbunden ist.  Die Katzenklappe bleibt dann natürlich verschlossen. Hier übernachtet dann die kleine Lefinka und nicht selten kommt sie von selbst Nachts  sogar in das große Bett der Tochter. Löwen sind Rudeltiere und wie jedes Jungtier braucht sie noch  viel Körperkontakt und Zuneigung. 







Sie kommt aber, so wie die Hauskatzen auch, mit den erwachsenen Raubkatzen- dem Serval  und dem  Karakal , sowie natürlich auch mit der Leonberger- Hündin wunderbar zurecht und kann sich hier sehr gut sozialisieren, bevor sie in der Aussenstation des Terrariums - im Biopark Štít, später in ein Löwenrudel 
integriert wird.  








Jeder, der hier zu Besuch kommt, ist von der Harmonie der Tiere und Menschen beeindruckt. Auch beim Fressen gibt es keinen Futterneid oder Aggression. Gefaucht wird nur, wenn die großen die kleinen Katzen aufwecken oder kurz spielerisch jagen.

Ich habe nur einen einzigen Kritikpunkt gefunden. Den Tieren geht es einfach zu gut, manche könnten schlanker werden.



Es zeigt sich hier deutlich, was eigentlich Domestizierung ist. Das Verhalten  der Raubkatzen hat nichts mehr mit ihren wilden Verwandten gemeinsam. Sie suchen regelrecht die Nähe der Menschen, sind neugierig zu fremden Menschen, andere Tiere werden gar nicht als Beute, sondern als Spielkamerad angesehen.


Wenn in Afrika ein erwachsener Karakal oder ein Serval ein einsames Löwenbaby finden würde , würde er ihm entweder aus dem Weg gehen oder es sogar töten.  Karakale sind auch in der Lage einen erwachsenen Hund zu töten, wenn sie sich angegriffen fühlen, eine Hauskatze hätte da auch kaum eine Chance.
Löwen jagen sogar regelrecht ihre Fresskonkurrenten - Servale, Karakale, Geparde und Leoparden. 

Diese Tierfreundschaften sind  auch ein Zeichen für die Ausgeglichenheit der Katzen.  Nicht nur ich finde diese Art von Haltung am besten.  So kann auch ein Tierarzt-Besuch ohne Stress oder Betäubung statt finden. 
 Mehr über diese wunderschöne Raubkatzen wie der Serval, der Karakal oder ein Löwe erfahren Sie auch in meinem Buch " Raubkatzen in menschlicher Obhut"

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